Unendliche Prärien, Hitze, Dreck und irgendwo – in stiller Erwartung verharrend – ein rauchender Cowboy. Der Westen und der Western. Eine Himmelsrichtung und ein Konstrukt, eine geografische und politische Einheit, ein Sehnsuchtsort. Der Western steht für ein einfaches Leben, für klare Kategorien von „Gut“ und „Böse“. Er verspricht das bessere Leben im Unbekannten.
Das Künstler*innen-Kollektiv schmarrnintelligenz, die nähert sich kritisch dem Western-Genre, einem Klassiker westlicher Popkultur. In einer choreografischen Performance geht die Gruppe auf die Suche nach dessen Hauptprotagonisten, den Cowboys. Was macht sie aus? Was verbirgt sich hinter dem Medienphänomen, den Bildern, die alle kennen? Vieles wird ausprobiert und untersucht: die Lagerfeuerromantik, der Whiskey im Saloon, das Rauchen, die Schießereien und natürlich Bohnen aus der Dose. Doch es scheint unmöglich, dem Cowboy auf den Grund zu gehen. Im Spannungsfeld zwischen Projektionsfläche für allerlei Sehnsüchte und völliger Leere bleibt er seltsam diffus.
Beim verzweifelten Versuch, dem Cowboy Substanz zu geben und dahinterliegende Strukturen aufzudecken, verliert sich das Kollektiv in der endlosen Wiederholung des immer gleichen Klischees. Dabei werden auch die historischen Leerstellen des Western sichtbar: Die Vertreibung der und die Verbrechen an der indigenen amerikanischen Bevölkerung. In der Auseinandersetzung mit den Mechanismen, mit denen diese Leerstellen überdeckt werden, greift die Performance aktuellen Diskussionen wie zum Beispiel um “Winnetou” und die Karl May Festspiele vorweg.
Am Ende der Suche bleibt die nüchterne Feststellung: Alle Cowboys müssen eines Tages irgendwo sterben. Wird es Zeit, den Western zu beerdigen?
Aufführungstermine: 3./4./5. November 2022, Beginn: 19.30 Uhr, Ort: Experimentiertheater (Bismarckstraße 1, 91054 Erlangen)
Eintritt: 8 € (regulär) – 5 € (ermäßigt)
Reservierungen per E-Mail an info@schmarrnintelligenz.de