Annette Schavan in Erlangen

Am Montag war die Bundesministerin für Bildung und Forschung zu Gast in Erlangen. Sie sprach im Redoutensaal über die Zukunft der Bildung und Wissenschaft. Die Punkte die sie dabei ansprach hörten sich sehr positiv an, allerdings wirkte auf mich einiges illusorisch, da die tatsächlichen Entwicklungen in der Landespolitik und Wissenschaftsgesellschaft eher konträr verlaufen.
Ein wichtiger Punkt zur Bildung den sie angesprochen hat, ist die Förderung der Lehrerinnen und Lehrer. Diese brauchen mehr Anerkennung für ihre Arbeit. Die Naturwissenschaften sollen früher begonnen werden um die Berührungsängste zu verringern. Insgesamt soll wieder Begeisterung für Lernen bei den Kindern und Jugendlichen geweckt werden.
Insgesamt soll mehr für Forschung und Entwickung ausgegeben werden, sowohl von staatlicher Seite als auch aus der Wirtschaft heraus. Das lässt sich als grundsätzliche Forderung natürlich schön sagen, wie das dann in den Haushaltsdiskussionen in der Politik ausgeht ist ja hinlänglich bekannt, da muss um jeden Euro gekämpft werden.
Im Punkt der Internationalisierung gehen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Frau Schavan forderte mehr internationale Studierende hier in Deutschland und hat betont wie wichtig das doch sei. Allerdings zeigt sich z.B. im bayrischen Hochschulgesetz mit den Studiengebühren eine schwierige Situation für Studierende aus dem Nicht-EU Ausland, und auch Forschen ist für Ausländer hier nicht einfach: vor einigen Wochen fand ein Deutsch-Russischer Kongress zu medizinischer Bildverarbeitung statt, an dem die Hälfte der Russischen Delegation fehlte weil es Probleme mit den Visas gab.
Im Punkt der Uneinheitlichkeit und den oft auch aggressiv gegeneinander arbeitenden Bundesländern hat sie einen netten Kommentar angebracht: „Kulturhoheit bedeutet nicht, dass jeder macht was er will!“
Bei der anschließenden Frage-Runde hat Herr Prof. Fiebiger, Ex-Rektor unserer Universität eine interessante Forderung aufgebracht: Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen sollen bis auf wenige Ausnahmen geschlosse werden, da die Forschung dort zu teuer ist und den Universitäten das Geld abgegraben wird. Die Universitäten sollen sich ein Stiftungssystem zulegen wie die Beispiele in Amerika, und dann eventuell in 20 Jahren unabhängiger von staatlichen Geldern sein. Auch radikale Ideen müssen mal vorgebracht werden 🙂
Bei einer Frage zu der aktuell sehr ausgeweiteten Elite-Diskussion hat Frau Schavan einen in meinen Augen wichtigen und richtigen Satz gesagt: „Exzellenzförderung soll kein Ersatz für eine Breitenförderung sein, beides ist wichtig und muss nebeneinander stattfinden!“ Dem kann ich mich nur anschließen.