Von Mittwoch 12.9. bis Freitag 14.9. fand in Hamburg ein Kongress der GMW (Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft) und der CampusInnovation statt.
Daran nahmen auch Philipp Schrögel, Esther Meyer und ich als Erlanger Studierendenvertreter teil.
Das Haupthema der Tagung war E-Learning und Organisation der IT-Struktur an Hochschulen. Also Themen die auch an der FAU derzeit hochaktuell sind. Man denke nur an das Projekt Campus IT des RRZE oder die Frage welche E-Learning-Plattform man universitätsweit unterstützen will.
Durchaus beruhigend war es zu sehen, dass andere Universitäten diesselben Probleme haben wie wir: extrem unterschiedliche und kaum kompatible Systeme für Prüfungsanmeldung, Studierendenverwaltung, Vorlesungsverzeichnisse, Raumplanung, Bibliotheksverwaltung, etc., Professoren die lieber ihre eigenen Insellösungen basteln als ein zentrales hochschulweites System zu akzeptieren und natürlich die langen Entscheidungswege durch die Uni-Gremien.
Was E-Learning betrifft so muss man leider feststellen, dass wir etwas hinter manchen anderen Unis zurück sind. E-Learning erschöpft sich bei uns meist noch durch die simple Download-Möglichkeiten von Kursmaterialien. Kommunikationsmöglichkeiten (etwa Foren oder Chats für Lehrveranstaltungen) oder interaktive Lernmaterialien gibt es kaum. Zudem hat so ziemlich jedes Institut oder gar jeder Lehrstuhl seine eigene Plattform gebastelt und wurstelt damit munter weiter.
Grundsätzlich sollten wir als Studierendenvertretung zwar aufpassen dass sich E-Learning nicht etwa zum Ersatz für normale Lehrveranstaltungen entwickelt aber es ist schon unsere Aufgabe hier auf einen möglichst nutzerfreundlichen Ausbau des Angebots hinzuwirken – dies schließt auch eine Vereinheitlichung der Plattformen ein.
Die einzelnen Beiträge des Kongresses sind übrigens größtenteils auch online auf der Homepage der GMW.
Ich möchte besonders auf die Eröffnungsworte am Mittwoch hinweisen:
Herr Schulmeister hat dabei sehr schön die Probleme und Unsinnigkeiten bei der Einführung von Ba/Ma Studiengängen thematisiert, und die Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Frau Prof. Beger, hat eine sehr überzeugende Rede zum open access gehalten.
Professoren die lieber ihre eigenen Insellösungen basteln als ein zentrales hochschulweites System zu akzeptieren
Was nicht nur an den Professoren unbedingt liegt. So haben die Kliniken und einige Fakultäten mittlerweile für ihre Webseiten verschiedenste Content Management Systeme installiert, obwohl das RRZE eine eigene Lösung entwickelt, die auch schon einige Preise eingeheimst hat… Leider rückt das RRZE die aber nicht heraus, da sie noch nicht 100% fertig ist. In den Diskussionen hörte es sich eher so an, als ob dieses System in Schönheit sterben wird, ehe es einsetzbar sein wird. Es ist also nicht unbedingt immer Schuld der eigensinnigen Lehrstühle, dass Insellösungen verwendet werden, manchmal liegt es auch an mangelnder Kooperation innerhalb der entsprechenden Gremien und dem Perfektionismus der Beteiligten. Ähnlich scheint es ja bei der e-Learning Diskussion zu sein…
Hm?
Wer behauptet, daß das RRZE sein System nicht rausgibt, erzählt Quatsch oder weiß es nicht besser.
Das Ding ist unter OpenSource gestellt. Jeder kann es gern und sofort haben.
Webmaster, die einen Webauftritt vom RRZE hosten lassen, können es unter /proj/webtools/Haku/ finden. Es wird derzeit an 6 verschiedenen Webauftritten der Uni benutzt, die solch eine komplexe Lösung brauchen können.
Wer fragt, kriegt es auch fertig eingerichtet.
Punkt ist aber eher, daß es keine eierlegende Wollmilchsau bei den Systemen geben kann.
Jede Einrichtung hat andere Bedürfnisse, die sich auch teilweise unterscheiden oder in Konkurrenz zueinander stehen.
Deswegen ist auch ein unflexibles zentrales hochschulweites System nicht praktikabel, sondern man muss mehr als eine Lösung auf Lager haben.
Ich empfehle jede Einrichtung vor einer Entscheidung zu irgendeinem System erstmal zu schauen was wirklich gebraucht wird. Denn ein echtes CMS will in Wirklichkeit fast niemand, bzw. niemand kann sich die personellen Resourcen wirklich leisten (und IMHO sollte auch kein Lehrstuhl seine Dozenten dafür verschwenden Webauftritte und Systeme zu managen).
Bei 80% aller Webauftritte der Uni werden die Seiten von 1 oder 2 Leuten gemacht. Wer da dann ein kompexes CMS vorschlägt, welches eigens geschult werden muss, welches gewartet werden muss und welches dann auch noch so inperformant ist, daß man nicht mehr als 10 Webauftritte pro HP DL330-Rechner damit verwalten kann, der verschwendet unsere Steuergelder (und ggf. auch Studiengebühren).
Am sinnvollsten zur Bearbeitung von kleinen Homepages sind derzeit die Standard-WYSIWYG-Editoren oder so einfach Redaktionssysteme wie z.B. hier das WordPress.
Man denke auch an eines: Wir haben hier mit über 500 Webauftritten und mehreren Millionen Informationsseiten eine der erfolgreichsten Unis im Web. Die Unis dagegen, die versuch(t)en zwanghaft ein zentrales System einzuführen, sind bislang darin allesamt gescheitert.
Die Konkurrenz um Wirtschaftgelder und um Studierende (und damit wieder um die Gelder aus den Studiengebühren) zwingen doch die Lehrstühle dazu sich auch einer Uniformität zu trennen und sich eigenständig und kompetenter als andere darzustellen.
Und wenn es ums Geld geht, ist den Lehrstuhlinhaber die CI der Uni doch egal.
Ein anderer Punkt ist die nervige PR. Den Lehrstuhlleitern, Chef von Einrichtungen etc pp. werden immer wieder tolle Versprechungen gemacht, was für ach wie tolle Web2.0-Dinge man hiermit und damit machen kann (man setze den Namen einer beliebigen gängigen CMS- oder ELearning- oder Portallösung ein), aber die Probleme und insbesondere die notwendige ManPower werden tunlichst nicht erwähnt.
Gerade bei eLearning ist dies auch ein wichtiges Thema.
In den ersten 2 Projektjahren ist jedes eLearning-Projekt super. Genau so lange, wie es Projektleute gibt, die es pushen. Danach aber, wenn die Leute weg sind, sterben die meisten eLearning-Projekte. Egal, wie hochgelobt sie vorher waren.
Davon gibt es bundesweit viele Dutzend Beispiele an Hochschulen und in Rahmen von ehemaligen Landesinitiativen. Sowas ist aber nicht gut fürs Image, daher bleiben diese Flops meist unerwähnt und nur der Erfolg der ersten Monate der Lösungen wird hochgejubelt.