Von Freitag bis Sonntag (also bis vor 10 Sekunden 😉 ) hatten Philipp, Thomas und ich die Freude mal wieder an einer Mitgliederversammlung des fzs teilnehmen zu dürfen. Der fzs ist der bundesweite Dachverband der Studierenden.
(v.l.: Martin Lochner, Philipp Schrögel, Evi (LMU München), Thomas Binder)
Auch wenn mehrtägige Sitzungen von früh um 9 bis abends um 22:30 Uhr (zuzgl. nächtlicher Diskussionen beim ein oder anderen Bier) doch etwas anstrengend ist, so sind diese Sitzungen doch eine feine Gelegenheit sich mit dem Rest der Studierenden der Republik auszutauschen und gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Ähnlich wie in Potsdam – durchaus nicht selbstverständlich – war auch diese Mitgliederversammlung wieder sehr konstruktiv und es wurden auch viele inhaltliche Punkte behandelt.
Unter anderem:
- wurde ein längeres Positionspapier zur Forschungspolitik verabschiedet
- bzgl. Lehrerbildung wandte man sich in Positionspapieren gegen die Privatisierungdes Schulwesens und für stärkere Praxisanteile in der Lehrerbildung
Außerdem wurde ein neuer vierköpfiger Vorstand gewählt – er besteht ab 1.9. aus
1. Thomas Honesz (LMU München)
2. Bianka Hilfrich (Uni Bonn)
3. Anja Gadow (TFH Berlin)
4. Florian Keller (Uni Heidelberg)
Sämtliche Ausschüsse und Referentenstellen wurden besetzt.
Negativ aus unserer Sicht war, dass einige Endlosdebatten – die jedesmal wieder die TO der Sitzung „bereichern“ – auch in Karlsruhe diskutiert werden mussten. Erneut konnte allerdings auch durch unseren Einsatz verhindert werden, dass die Stimmstaffelung im fzs (eine große Uni wie die LMU hat etwas mehr Stimmgewicht als kleine Hochschulen mit weniger als 10.000 Studis) verändert und eine harte Quotierung der Rednerliste eingeführt wurde. Die Quotierung hätte bedeutet, dass Männer kein 2. Mal zu einem Punkt reden dürfen, wenn keine Frauen mehr auf der Redeliste stehen. Dies lehnen wir als undemokratische Verzerrung der Debatte ab.
Am Ende wurde auch der Haushalt mit großer Mehrheit beschlossen.
Zu den Berichten der letzten drei MVen siehe:
„Die Quotierung hätte bedeutet, dass Männer kein 2. Mal zu einem Punkt reden dürfen, wenn keine Frauen mehr auf der Redeliste stehen.“
Manchmal fehlen mir da echt die Worte. Sehen die in ihrem „Gender Mainstreaming“-Wahn nicht mehr, dass sie sich damit selbst total blamieren?
naja – ich wills mal so ausdrücken: Ich finde es schon etwas besorgniserregend wie schnell man bereit ist demokratische Prinzipien aufzugeben um ein (zu Recht) allgemein akzeptiertes Ziel wie Gleichstellung zu erreichen.
Immerhin: Es gab diesmal kein einziges Frauenplenum.
Ich will das den fzs nicht grundsätzlich in Frage stellen und bin euch wirklich dankbar, dass sich Studierendenvertreter aus Erlangen in ihm engagieren.
Mir geht es jedoch, denke ich, wie vielen Studierenden an der FAU oder sonstwo, die nicht allzu viel mit dem Dachverband anfangen können. Wenn ich dann noch dazu (der beschriebenden Mitgliederversammlung) in der SZ einen Artikel mit einem doch eher kritischen Tenor lese dann trübt sich mein Bild doch ein wenig. Ich habe leider die Online-Version des heutigen SZ-Artikels nicht gefunden, aber folgende ähnlich klingende Beiträge (der Vorberichterstattung) gefunden:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?sid=d418301d9e43547c1ffab0acf321e7d5&em_cnt=1371514
Davon lese ich in deinem Artikel aber nichts. Es wäre schön wenn ihr dazu Stellungnehmen würdet.
@Michael
Ein SZ-Artikel heute? Komisch der muss mir beim Lesen entgangen sein – werde ich nochmal nachguggn müssen.
Zur FR vielleicht gleich noch der Hinweis: Die ist in punkto fzs alles andere als neutral – da stehen gewisse Redakteure wohl bestimmten hessischen fzs-Gegnern ziemlich nahe…
Zu den beiden Artikeln sag ich gerne was:
1. Austritte:
Sind ein Problem – gerade weil mit diesen Austritten auch Finanzkraft verloren geht. Was einige hessische Hochschulen angeht (dort sind von den Großen nur die Uni Frankfurt und die Uni Kassel noch aktiv dabei – besonders Gießen und Marburg fehlen): Die traten im Wesentlichen deswegen aus weil ihnen der Verband zu wenig „links“ war und er explizit kein „linker Strömungsverband“ sein will sondern ein Dachverband aller Studierenden und entsprechend auch offen für alle. Bei Jena und Münster lag das Problem neben der politischen Richtung wohl teilweise auch in persönlichen Animositäten begründet (hab was das geht auch nur eine Außensicht – muss da spekulieren).
Gab übrigens auch den ein oder anderen Eintritt (die aber die Austritte nicht annähernd kompensieren konnten).
2. „zu sehr mit sich selbst beschäftigt“
Korrekt ist auch, dass es einen umfangreichen Reformprozess bzgl. der Struktur und des Selbstverständnisses des fzs gab und man sich zuletzt (zu)viel mit sich selbst beschäftigte. Wie in den Berichten auf der FAUNA aber auch rauskommen dürfte ist dieser Prozess inzwischen abgeschlossen und die vergangene MV war auch inhaltlich wieder ergiebig.
3. mangelnde Ausschussarbeit
Sich darüber zu beschweren, dass zu wenig ehrenamtliche Arbeit gemacht wird ist schon etwas billig. Da wäre es sinnvoller sich selbst zu engagieren statt auszutreten.
4. parteipolitische Unterwanderung
Naja: der RCDS boykottiert leider den fzs (und stellt ohnehin nur in sehr wenigen ASten eine Mehrheit), die Grünen sind relativ klein und recht viele ASten sind halt von der JUSO-HSG (mit-)dominiert. Dass dann bei Versammlungen und im Vorstand ein paar SPD-Parteibücher mit von der Partie sind darf niemanden wundern. Das große Problem dabei sehe ich eigentlich nicht. Und naja: Meckerer denen auch 10% BAFÖG-Erhöhung nie genug sein werden gibts immer – nur schaffen die es nicht immer in die Zeitung…
5. Mangelnde Unterstützung des fzs bei Protesten gegen Studiengebühren:
Halte ich für Quatsch. Der Vorstand ist da gerne bereit zu sprechen, oder die Sache ideell (etwa durch Pressearbeit) zu unterstützen. Zusätzliche Studis die an Protesten teilnehmen herzaubern kann so ein Verband halt nicht. Das ganze hängt mit der Frage zusammen: Sollte der Verband sich v.a. auch Lobbyarbeit konzentrieren oder eher auf „Kampagnen“? Für ersteres braucht er bezahlte Referenten die dem Vorstand zuarbeiten, damit er sprechfähig in komplexen Themenbereichen wird und Zugriff auf die Expertise hat, die es ihm erlaubt Entscheidungen auf bundes- und europaweiter Ebene wirklich zu beeinflussen. Das kostet natürlich Geld welches sich Nicht-Mitgliedshochschulen sparen. Weil die z.B. eine BAFÖG-Erhöhung auch die Nichtmitgliedshochschulen erreicht ist „Trittbrettfahrerverhalten“ möglich.
Kampagnen sind m.E. zwar auch wichtig – sind aber m.E. häufig effektiver wenn vor Ort geplant – und der fzs lediglich als Vehikel der Vernetzung auftritt.
Der fzs verlangt pro Studi der Mitgliedshochschule 0,80 EUR Mitgliedsbeitrag. Das ist einerseits eigentlich nicht sonderlich viel – andererseits hätten wir hier in unserem Studentischen Konvent wohl auch ganz andere Debatten wenn wir über 20.000 EUR pro Jahr an den fzs zahlen sollten.
Inhaltlich hat der Martin ja schon zu allem was gesagt. Meiner persönlichen Meinung krankt der Verband nicht hauptsächlich an den beschriebenen Symptomen, sondern an den Personen die hinter diesen Artikeln stecken.
„Die Jusos sind viel zu rechts, von den 150 anwesenden Menschen auf einer Versammlung sind nicht alle einer Meinung, Kompromisse werden als Verrat ausgeschlossen und überhaupt ist der Vorstand an allem schuld…“
Dass die inhaltliche Arbeit wegen der endlosen und letzenendes nutzlosen Diskussion mit diesen Menschen in den Hintergrund gerät will niemand sehen. Und danach dann auszutreten macht die Situation nicht besser.
Ich war auf der Perspektiven-Tagung des fzs, und habe sowohl in der Arbeitsgruppe als auch bei einer Podiumsdiskussion als LAK-Sekretär einige konkrete Beispiele gebracht, und lass mich dann von einem Menschen anmotzen, dass ich nur rede aber keine handfesten Vorschläge bringen – von einem Menschen dessen Diskussionsbeiträge nur aus unfreundlichem Gemotze bestanden.
Um es noch hinzuzufügen, der fzs ist für mich auf keinen Fall ideal, es gibt da 100 Dinge die ich lieber anders hätte, aber deswegen dann genauso einfach wegbleiben ist für mich feige.
ihr wart ja schon wieder da! ihr masos!
ich hab an euch gedacht…
jetzt sagt’s schon: ihr habt mich vermisst! 😉
@vert
jo – haben wir. Wobei diese MV ohne Frauenplenum, mit einer max. Sitzungsdauer bis 22:30, mit Tagungsende 20 Minuten VOR Zeitplan und ohne bestimmte Personen irgendwie auch nicht war wie ich MVen (in München) kennengelernt habe 😉
was? ohne frauenplenum? und vor allen dingen ohne bestimmte personen? puh. gut, dass ich nicht da war, ich hätte mich bestimmt gelangweilt!