Bericht Konventssitzung 6.4.11: Konvent übergibt Rechte an Sprat

Unter den Mitgliedern des Sprecherrates als auch anderen Aktiven des Konvents und der Studierendenvertetung hat es schon länger gebrodelt. Und die Idee, der Konvent möge seine Rechte auf den Sprechherat übertragen ist soweit auch nicht neu. Bereits vor ca. zehn Jahren war das einige Amtszeiten so üblich – und tatsächlich war das eine der aktivsten Zeiten der Studierendenvertetung an der Universität Erlangen Nürnberg.So hat nun auch der studentische Konvent an seiner letzten Sitzung vom 06.04.2011 beschlossen, vorerst alle Rechte auf den Sprecherrat zu übertragen. Was ist aber passiert, wo liegt oder lag das Problem, dass sich dieses Gremium der Studierendenvertetung wiederholt selbst auflöst? Sicher, Selbstblockade einerseits. Denn bei jeder Sitzung musste um die Beschlussfähigkeit gebangt werden und Beschlüsse, wurden sie denn gemacht, wurden nur von wenigen geschultert, die wiederum wieder dafür sorgen mussten, dass Sitzungen überhaupt organisiert werden.


Klar, daraus resultiert:Überforderung anderseits. Und die Strukturen der Studierendenvertretung sind kompliziert, die Gremien vielfältig und die Rechte für wahrscheinlich 99% der Studierenden nebulös bis bisher völlig unentdeckt.
Aber eines wird hier auch deutlich: Es ist die Vortäuschung eines Solidargefühls, ja die Selbsttäuschung der Stuve, dass es momentan so etwas wie einen Sinn der fakultätenübergreifenden Arbeit und generell: eine FAU – Einheit überhaupt gibt. Denn die Uni scheint eine Durchagangsstation für viele zu sein, bei der es sich nicht lohnt, seine Zeit, sein Studium oder anderes für ein gemeinsames Engagement zu opfern. Die FAU hat nicht viel, wofür sie überhaupt stehen könnte. Sie ist groß, weitläufig und irgenwie unbekannt, verteilt über und in zwei Städten und hat jetzt ein merkwürdiges, pseudofuturistisches Logo für das sie locker von IBM verklagt werden könnte. Womit man sich der Studierende identifiziert, das ist sein Institut, vielleicht noch seine Fakultät. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen Leute zu Überzeugen sich gegen Studiengebühren, für ein Semesterticket oder bessere Bedingungen zu engagieren, gerade, gerade wenn die Engagierten die Früchte ihrer Arbeit wahrscheinlich nicht mehr an der Uni erleben werden.
Hier schlägt nun der entscheidende Unterschied zwischen Hochschulengagement von Studierenden und bezahlter Politik mitten in den Idealismus der wenigen Engagierten: Im Moment ruft keiner nach einer übergreifenden Stuve. Die FSI, vielleicht die Vertretung der Fakultät reicht.

Dabei fällt auf: Engagement in der Uni auf höchster Ebene, das klappte auch in den letzten 10 Jahren nicht mit gewählten Gremien. Es waren Gruppen von Freunden, Weggefährten, die sich in die Politik verirrt hatten, denen es Spaß machte sich zu engagieren, die zusammen in Kneipen und Vorlesungsäälen hockten – und niemals ein gewählter Konvent, dessen Name für Anonymität, Formalität und undentgeltliche Mehrarbeitsbelastung steht.

Daher ist es nur konsequent und richtig, dass dieses Gremium seine Entscheidungsgewalt übergeben hat. Offen bleibt die Frage, wie man Studierende überzeugt Verantwortung zu übernehmen. Denn die Stuve ist mit beträchtlichen Rechten und Geldmitteln ausgestattet, die zu verwaisen drohen. Schade.

Weitere Punkte von der Konventssitzung am 06.04.11:

Deue Grundordnung für den Konvent wurde beschlossen. Wird nun erst wieder zur nächsten Amtszeit gebraucht
Die intransparente Rechnungslegung der Uni wurde kritisiert
Poetry Slam und Senkungsantrag sind auf gutem Wege der Umsetzung

7 Antworten auf „Bericht Konventssitzung 6.4.11: Konvent übergibt Rechte an Sprat“

  1. Einerseits kann ich die Frustration und den daraus folgenden Schritt verstehen, andererseits muss ich aber sagen (und das zeigen auch die Kommentare unter dem anderen Thread): Ein Konvent ist und bleibt nötig!
    Die von Dir beschworenen Zeiten führten nicht nur zu einer aktiven Stuve (deren Aktivitäten nicht immer ganz ok waren), sondern auch zu einem großen Filz, der es nicht einfacher gemacht hat, studentische Interessen zu vertreten.
    Es gab Leute, die stark dafür gekämpft haben, dass es wieder eine transparente Struktur gibt, die nach den Grundsätzen einer wahren demokratischen Wahl hervor geht. Nicht zuletzt mussten sich diese Leute auch erst wieder Vertrauen bei den Entscheidern der Universität erarbeiten.

    Dieses Vertrauen wurde nachdem, was ich noch mitkriege in den letzten Monaten immer wieder (leichtfertig?) aufs Spiel gesetzt.
    Dem Ansehen und dem Einfluss der Stuve dürfte eine Auflösung des Konvents auf jeden Fall sicherlich nicht dienen.
    Aber vielleicht bin ich da auch alleine mit dieser Meinung.

  2. Der Artikel nicht antidemokratisch gedacht, ich denke das sollte man da auch nicht rauslesen. Natürlich sind transparente Strukturen wichtig.
    Es geht auch nicht darum, dass alle in der Stuve ein großer Knuddelverein werden müssen. Klar ist: Gruppen, die Zusammenhalt haben und ein Ziel, das können Freundeskreise, aber auch mal andere Listen / Gruppierungen sein, arbeiten effizienter und mit mehr Spaß. Das fehlt.

    Ich denke die laufenden Projekte können nun reibungsloser umgesetzt werden können. Daher denke ich auch, dass deine Einschätzung der Entwicklung des Ansehens der Stuve nicht begründet ist. Besonders bei der Offenheit, mit der der Sprat mit anderen Gruppierungen und Außenstehenden umgeht.
    Wir können das so festhalten. Lassen wir einfach die Zeit entscheiden.

  3. Zur „Auflösung“
    Der Konvent besteht natürlich. Die Geschäftsordnung des Konvents gilt weiterhin. Sitzungen wird es jedoch nicht mehr auf Verlangen des Vorsitzes oder der Sprecherrats geben, sondern nur noch falls ein Viertel (5 Personen) des Konvents dies verlangt.

    Warum besser weitergehen wird als es aktuell war:
    Hauptgrund der „Auflösung“ ist, dass die Konventssitzungen eben nicht mehr zum fakultätsübergreifenden Austausch von Studierenden genutzt werden konnten, da teilweise die VertreterInnen ganzer Fakultäten nicht an Sitzungen teilnahmen. Außerdem stieß man bei vielen – sehr deutlich: NICHT ALLEN!!! – Konventsmitgliedern schlicht auf Desinteresse, sich für uniweite Anliegen zu engagieren.

    Anders als Thomas seh ich die Gremien etc. auch nicht als unübersichtliches Durcheinander.

    Ich kann nur allen sagen: Der Druchblick kommt mitunter sehr schnell, hilft auch an vielen anderen Stellen weiter und eröffnet – zumindest traf es auf mich zu – viele Einblicke und Einsichten, die ich sonst nie erhalten hätte!
    Jeden Montag um 18 Uhr gibt es Sitzungen der Studierendenvertretung, zu denen ALLE herzlich eingeladen sind. Egal, ob euch die angekündigten Themen und Projekte interessieren, oder ihr eigene im Gepäck habt!

    Mein Aufruf an alle Studierenden: ENGAGIERT EUCH!!! Schaut bei Gelegenheit mal vorbei oder meldet euch bei sprecherrat@stuve.uni-erlangen.de
    Der Aufruf richtet sich besonders an alle,
    denen unklar ist…
    …wofür ihre Studiengebühren verwendet werden
    …warum ihre Prüfungsordnungen, Lehrveranstaltungen und Module nicht anders strukturiert oder schlicht flexibler gestaltet sind
    …warum es kein Semesterticket gibt
    …was an der Uni warum, wie läuft
    oder
    die Ideen haben…
    …wie Studiengänge verbessert werden können
    …was man an unserer Universität rund ums Studium ändern könnte (Mensa, kulturelles Programm, ÖPNV, ALLES)

    ENGAGIERT EUCH!!!

  4. „Studierendenvertretung Nürnberg-Erlangen: To big to fail!“

    Liebe Studierende, FachschaftlerInnen und Sprecherräte in Nürnberg-Erlangen,

    mit bedauern habe ich diesen Bericht gelesen. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren die Studierendenvertretung Nürnberg Erlangen durch verschiedene VertreterInnen auf Sitzungen der Landes-Asten-Konferenz, dem Zusammenschluss der bayerischen Studierendenvertretungen erleben dürfen. Aktuell stellt Nürnberg-Erlangen auch wieder einen Sprecher der LAK.
    Nürnberg-Erlangen ist nicht irgendeine Uni/StuVe, sie ist die zweitgrößte in Bayern.
    Ihre Meinungen, Aktionen und Initiativen können deshalb großes Gewicht für alle bayerischen Studierenden entfalten, wenn das von ihr gewollt ist.

    Die StuVe Erlangen-Nürnberg, damit meine ich Fachschaften+Sprecherrat haben viele Freunde in anderen bayerischen Studierendenvertretungen: ob FachschaftlerInnen, Hochschulgrüppler, Sprecherräte oder Senatoren.

    Manchmal wenn sich Sachen vor Ort verfahren haben, warum auch immer, kann Hilfe von außen helfen – speziell wenn die Helfenden die Arbeit von Konventen usw. kennen und sehr erfahren sind (auch weil sie schon ähnliche Probleme hatten).

    Vielleicht wäre es eine Idee jemanden, und mir fallen da sofort mindestens zehn Leute ein, von außerhalb eine gemeinsame Sitzung von Fachschaften, Sprecherrat und Interessierten Studierenden zu moderieren. Am besten erst am Anfang der Vorlesungszeit (davor sind ja immer viele im Urlaub/Praktikum).

    Denn eines muss doch klar sein: Selbst wenn eure jetzige Lösung funktioniert (was schon sein kann), ein funktionierender Konvent, ein aktiver Sprecherrat, die auch gemeinsam Dinge voranbringen sind einfach besser!

    Besser für jede Fachschaft, die Gesamtheit der Studierenden Nürnberg-Erlangens und auch die bayerischen Studierenden und deren Vertretungen.

    Grüße Stefan

  5. Ich verfolge die Stuve schon lange. Und ich muß sagen, daß ich unglaublich viele StudentInnen persönlich an der Stuvearbeit habe zerbrechen sehen! Man strampelt, kämpft, geht trotzdem in den Fluten unter, die Universität interessiert sich nicht dafür. Es herrscht kein gutes Blut an der FAU, weder ein neues Logo, noch das Glitzern nach außen können darüber hinwegtäuschen. Was also tun? Ich weiß es nicht. Ich bin schon seit einiger Zeit raus.

  6. Die Arbeit in der Studierendenvertretung war eine der großartigsten Sachen die ich je gemacht habe. Wo sonst trifft man an einer Uni so viele großartige Menschen, die mit einem zusammen die Welt verbessern wollen? Und so viele faszinierende Menschen, die die Welt anders verändern wollen als man selbst und mit man denen sich deshalb konstruktiv und fair streiten kann?
    Ich habe auch für mich persönlich da viel mitgenommen und viel gelernt. Ich bereue keine Stunde, die ich in FSI, FSV, Konvent, Sprat, Senat, Studiengebührengremium etc. investiert habe (und das waren einige…).

    Ansonsten ist die wichtigste (fast schon einzige) „Waffe“ einer Studierendenvertretung natürlich das Wort und das bessere Argument. Damit setzt man sich selten so durch wie man das möchte (und schon gar nicht in der kurzen Zeitspanne eines Studiums). Aber eine Hochschule, die die Ideale des demokratischen Diskurses ernst nimmt hat die Stimme der Studierenden bitter nötig. Ebenso wie eine pluralistische Demokratie die Stimme der Studierenden nötig hat – als Gegenpart zu all den anderen Interessengruppen.


    Ceterum censeo signum novum academiae nostrae esse delendum!

  7. Ich kann MLs Aussage nur zu Stimmen!

    Wie ML war ich auch mehrere Jahre bei der Stuve dabei und habe viel gelernt. Durch die Stuve Arbeit entsteht ein Informationsaustausch über Fakultäten hinweg mit unterschiedlichen Sichten, durch die man einen ganzheitlichen Einblick auf Herausforderungen und in die Uni selbst, erlangt. Durch den intensiven und auch kreativen Austausch mit FSIen, Hochschulgruppen, FSVen, oder dem Konvent erhält man konstruktive Synergien um gemeinsam etwas an der Uni zu bewirken. Klar existieren auch immer wieder Rückschläge, aber jeder Rückschlag bringt weiter Erfahrungen mit sich, die für neue Projekte eingesetzt werden können. Die Zeit möchte ich nicht missen wollen.

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