Bayerische Studierendenvertretungen fordern Fokus auf reale Probleme statt Gender-Debatte

Mehrere bayerische Studierendenvertretungen kontern Minister Blumes Gender-Kritik. Die Studierenden fordern das Wissenschaftsministerium auf, sich auf drängende Probleme wie Wohnraum, Finanzierung und Digitalisierung zu fokussieren, statt auf populistische Genderverbote.

Pressemitteilung

Die Studierendenvertretungen mehrerer bayerischer Hochschulen, darunter die StuVen der FAU, HAM, HM, JMU, KSH, LMU und TUM  nehmen mit Unverständnis und Enttäuschung Stellung zu den jüngsten Äußerungen des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume. Hierbei behauptete dieser, dass das Staatsministerium immer wieder Beschwerden bekomme, „dass es Benachteiligungen gebe, wenn jemand irgendeinen Gender-Leitfaden nicht beachte“. Zudem ist Herr Blume der Meinung, „Sprachliche Künstlichkeiten wie Sternchen und Binnen-I oder spracherzieherische Tendenzen [seien] dagegen zu unterlassen“[i]. Laut dem Regierungsprogramm der Zukunft der CSU, bei der auch Staatsminister Blume ein Mitglied ist, steht bereits in der Einleitung, dass die Partei „[D]ie Idee, mit Verboten und Ideologien zu regieren“ für Bayern ablehnt[ii].

Uns haben als Studierendenvertretungen noch nie Beschwerden zu einem „Genderzwang“ erreicht, auch zu schlechteren Bewertungen durch ein „Nicht-Gendern“ ist an allen Hochschulen, die an diesem Schreiben beteiligt sind, kein Fall bekannt. Ferner sind wir überzeugt, dass falls doch Probleme in diesem Bereich auftauchen würden, diese vor Ort im Gespräch mit den zuständigen Akteur*innen gelöst werden könnten. Daher ist es verwunderlich, dass solch angebliche Probleme das Staatsministerium in Form von Beschwerden erreicht haben sollen, den Hochschulen jedoch keine solchen Vorkommnissen bekannt sind.

Wir weisen darauf hin, dass die Ressourcen des Wissenschaftsministeriums besser für die Lösung dringender Probleme im Hochschulbereich eingesetzt werden sollten.  Es enttäuscht uns zutiefst, dass das Staatsministerium sich auf solch populistische Behauptungen einlässt. An den Hochschulen gibt es keinerlei Sprachregelungen bei schriftlichen Arbeiten zur geschlechtsspezifischen Sprache.

Kaum vorhandener, bezahlbarer studentischer Wohnraum (ein durchschnittliches WG-Zimmer kostet 720€ / Monat in München), mangelhafte Finanzierung von Studierendenwerken (diese kümmern sich um die Mensen, Wohnheime, sowie dringend benötigte Beratungsangebote für Studierende, sowie die BAföG-Vergabe), überfüllte Vorlesungen und Tutorien, die zu langsame Digitalisierung (unter anderem durch die maßlos unterbesetzte und unterbezahlte Verwaltung), herunterkrachende Tafeln oder Sanierungsstau sind nur vereinzelte Probleme auf die Studierende tagtäglich stoßen und beschreiben die traurige studentische Realität an bayerischen Hochschulen und Universitäten.

Bayern möchte zum Hightech Standort werden – dies begrüßen wir explizit. Jedoch muss die Staatsregierung hierfür nicht nur für die besten KI-Professuren im Freistaat[iii] sorgen, sondern auch für die besten Studienbedingungen. Gerne würden wir die bayerischen Studienbedingungen an der Spitze Deutschlands sehen und fordern die Staatsregierung auf, die Prioritäten entsprechend zu setzen und sich auf die drängenden Probleme der Studierenden zu konzentrieren. Diese werden nicht mit Genderverboten verbessert.

Für Presseanfragen kontaktieren Sie gerne: Jessica Peters geschaeftsfuehrung@stuve.uni-muenchen.de

[i] https://sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240210-99-938450

[ii] https://www.bayern.de/damit-bayern-stark-und-stabil-bleibt-regierungsprogramm-der-zukunft/?seite=5468: Einleitung

[iii] https://www.bayern.de/damit-bayern-stark-und-stabil-bleibt-regierungsprogramm-der-zukunft/?seite=5468: 3. Wissenschaft und Forschung