Studienabbrecher – schlechte Lehre oder einfach zu faul?

In der heutigen Sitzung der Kommission für Lehre an der TechFak wurde darüber diskutiert, wie man die Abbrecherquote senken und damit auch mehr Absolventen generieren könnte. Das erfolgte auch im Hinblick auf die GOP, die durch die verschärften Pruefungsbedingungen u.U. durchaus fähige Leute aus dem Studium werfen könnte.

Von Seiten der Professoren machte sich da ziemlich schnell eine gewisse Verzweiflung darüber breit, dass alle Zusatzveranstaltungen, die angeboten werden mehr oder weniger gar nicht genutzt werden bzw. selbst wenn dies der Fall ist und diese auch gut evaluiert werden, fallen die Klausuren schlecht aus. Bei Befragungen von Studenten kam dabei oftmals aber trotzdem der Wunsch, dass mehr Sachen zur Prüfungsvorbereitung angeboten werden müssen. Grundtenor, die Lehrstühle bemühen sich, aber es bringt nicht das gewünschte Ergebnis.

Eine Idee aus der EEI, die mir persönlich auch sehr gut zusagt ist, dass im Vorbereitungszeitraum vor den Klausuren, Seminarräume zur Verfügung stehen, in denen sich Lerngruppen treffen können und dabei auch Tutoren zur Seite gestellt bekommen, die ihnen bei Problemen weiterhelfen. Die Zielgruppe der Maßnahme sind Studenten, die noch spezifische Probleme mit dem Stoff haben oder diese während der Vorbereitung erst entdecken.

Bringt das aber etwas bei den Studenten, die während des Semesters ausgestiegen sind? Wohl eher nicht, da die Fülle des Stoffs in 2-3 Wochen vor der Klausur kaum aufgeholt werden kann. Bei diesen Studenten müsste man also vorher ansetzen und die Gründe des Aussteigens herausfinden. Laut einer HIS-Studie über Studienabbrecher, beenden 50% der Studenten wegen fehlender Motivation das Studium. D.h. schon während des Semesters wird die „Grundlage“ für ein schlechtes Abschneiden bei den Prüfungen gesetzt. In diesen Fällen bringen Vorbereitungsangebote für Prüfungen so gut wie gar nichts, hier muss anderweitig angesetzt werden.

Schlechte Lehre kann natürlich dafür sorgen, dass die Motivation nachlässt. Wer hat noch nicht erlebt, dass Stoff so schlecht rübergebracht wurde, dass jegliches Interesse im Keim unterdrückt wurde? Aber kann gute Lehre alleine etwas bringen, wenn sie bei den Studenten keinen fruchtbaren Boden findet, weil man vielleicht einfach zu faul ist, sich mit etwas zu beschäftigen?

Im Grunde waren wir uns einig, dass gegen Faulheit kein Kraut gewachsen ist, aber es trotzdem sinnvolle Angebote für diejenigen, die sie annehmen würden, geben soll. Die Frage, die wir uns als Studenten nun selbst stellen müssen ist, welche Angebote wollen wir, wie kann die Motivation sich den Stoff anzueignen erhöht werden, wo kann man also ansetzen?

Ich hoffe ich bekomme einiges an Feedback, auch wenn hier wohl wenige potentielle Studienabbrecher mitlesen werden 😉

4 Antworten auf „Studienabbrecher – schlechte Lehre oder einfach zu faul?“

  1. Evtl würde es Sinn machen nicht nur die Vorlesungen sondern auch die Prüfungen zu evaluieren. Häufig werden da dinge Abgefragt die nur mal am Rande erwähnt wurden. Oder die Aufgaben sind einfach zu schwer für ein 1 SWS-fach. Mehr als 1 Woche lernen ist da nun mal nicht drin.
    Man sollte die Professoren mal mit der Realität vertraut machen. Als ein EEI Lehrstuhlinhaber (Name kann bei mir erfragt werden) meinte wir sollte pro Semester nicht mehr als 4 Prüfungen und dafür gute Noten schreiben kam den meisten nur ein müdes Lächeln über die Lippen. Ich glaube denen ist häufig nicht klar, dass wir nicht nur ihr Fach sondern häufig noch sechs, sieben oder noch mehr andere Fächer lernen müssen. Und einige davon sind zwei Ordner auswendiglernen und 1:1 in der Prüfung hinkotzen. Das da einige Prüfungen zu kurz kommen ist ja wohl kein Wunder!

  2. Wie kann man Abbrecherquote senken?

    Ich vermute, dass die höchste Abbrecherquote im ersten Semester zu finden ist. (Gibt es hier hierzu hochschulinterne Statistiken? Sicher ist eine institutsspezifische Untergliederung der Abbrecher allein schon sehr Aufschlussreich, und schafft erst ein wirkliches Problembewusstsein bei den betreffenden Lehrenden.)

    Im Großen und Ganzen kann die Abbrecherquote vor allem durch die Professionalisierung der Betreuung und eine verbesserte Informationsvermittlung für die Studiumsorganisation der Studenten verhindert werden. Ein Benchmark mit anderen Hochschulen ist hier dringend von Nöten. Leider haben viele Unis immer noch nicht erkannt, dass sie von den FHs durchaus lernen können.

    – Studenten werden in den Verwaltungen und Organen an den meisten Unis (im Gegensatz zu den FHs) noch nicht als Kunde angesehen. Da hat sich leider im denken der Verwaltung an der FAU auch durch die Studiengebühren nichts geändert. Es wurden „nur“ ein paar Services mehr eingerichtet.

    – Häufigere und bessere Studienberatung: In der Praxis sind die Studienberatungen in den ersten Wochen total überlaufen. Viele Studenten haben die Anmeldelisten für die Studienberatungen in den einzelnen Instituten gesehen und haben resigniert, weil sie nicht erst in drei Wochen eine Beratung benötigen, sondern dann, wenn sie Informationslücken haben. Die Professoren und Berater kennen sich meist nur in „ihrem“ Bereich aus. Für Studenten die mehrere Fächer studieren, dauert es Wochen (!) bis sie glauben, halbwegs alle wichtigen Informationen eingeholt zu haben. Hier fehlt es an einem institutsübergreifendem Informationsmanagement.

    – Es fehlt gerade für Erstis mehrwöchige Tutorien mit dem Thema „Studiumseinstieg leichtgemacht“. Solange Einführungsveranstaltungen für Erstis zur gleichen Zeit stattfinden, und sich die Studenten mit mehreren Fächern entscheiden müssen, in welche sie gehen sollen, ist Frust und Demotivation bei vielen Studenten im ersten Semester von Anfang an vorprogrammiert. Eine Abstimmung der Institute untereinander bei den wirklich wichtigen Einführungsveranstaltungen sollte zu mindestens für das 1. Semester zu erwarten sein.

    – Obwohl alle Lehrenden von der Verwaltung angehalten wurden, die Angaben im UnivIS zum Semesterbeginn zu vervollständigen, fehlen bei einigen Fächerangeboten teilweise immer (!) noch grundlegende Informationen, wie die Anzahl der Credit-Points (dies ist für GOP-Betroffene mehr oder weniger DAS Wichtigste überhaupt). (Diese sind dann mühselig über die teilweise grausigen und dilettantischen Institushompages zusammenzussuchen). Allein daran kann man erkennen, dass viele Lehrende viel zu weit weg von den Organisationsproblemen und Nöten der Studierenden sind.

    -Verbesserung im Bezug auf die GOP: Professoren sind dazu übergegangen, teilweise die Module, die meist über 2 Semester hinwegdauern, erst am Ende des zweiten Semesters abzuprüfen. (Verständlich, aber problematisch, wenn dies für die Studenten in mehreren Modulen der Fall ist.) Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die Studenten dann so viel Stoff lernen müssen, dass sie reihenweise in Zukunft durch die nötige GOP durchfallen werden, oder sich aufgrund der Masse von Prüfungsstoff schlechtere Noten einfahren. Hier konnte ich noch kein Problembewusstsein bei den angesprochenen Professoren erkennen.

    Im Grunde glaube ich nicht daran, dass das Problem vor allem in der fehlenden Motivation liegt. Für die Erstis vermute ich, vor allem Resignation (ich würde gerne mal wissen, ob in der Studie der Begriff „Resignation“ vorkommt oder sich gar unter dem Begriff „fehlende Motivation“ verbirgt) durch unübersichtliche Strukturen, unklare Ansprechpartner und ein miserables Informationsmanagement seitens der Hochschule. Mein Tipp: Ein Blick zu den deutschen Fachhochschulen zeigt erst das ganze Potenzial, wie es laufen könnte.

  3. Also für mich stellt sich die Situation wie folgt dar:
    Aus dem Studium herausgeprüft werden wirklich nur wenige Studenten, gerade im Vordiplom geben die meisten auf, weil sie sich vor dem Studium nur wenig informiert haben. Das kann ich am Beispiel LSE und CBI in vielen Fällen nachweisen. Häufig werden nicht zulassungsbeschränkte Fächer auch als Wartezeit genutzt, das ist natürlich traurig für uns traurig.
    Andere Abbrecherfaktoren (etwa Kind) sind an der Techfak nicht typisch.
    Ob man jetzt zwanghaft versucht, die Abbrecherquote mit Vorbereitungskursen zu senken, das halte ich für fragwürdig. Sinn der GOP ist es, die Studieneignung festzustellen:
    Das ist positiv für den Geprüften (man tut niemandem einen Gefallen, wenn man ihn durch die Prüfungen durchhebt, später steht er doch alleine da und muss ausserdem mit seinem Job glücklich werden).
    Die Studenten, die keine Probleme mit den Prüfungen haben, erhalten umgekehrt ein besseres Betreuer-Studenten-Verhältnis, es gibt mehr Laborplätze.
    Studieren heißt vor allem selbstständig etwas zu erlernen. Andere Konzepte findet man an der FH, wenn es einem anders besser gefällt…..
    Die Situation ist an sich nicht so neu. Wir haben schon seit zig Jahren so viele Prüfungen, es fehlt das Selbstverständis das Studium als Vollzeitjob aufzufassen.

    Ich vermute aus den Ausführungen von Christoph, dass er sich auf ein Studium ausserhalb der Techfak bezieht. Dazu kann ich natürlich nichts sagen. Aber alle Prüfungen der ersten beiden Semestern waren bei uns mit ein wenig Fleiß sogar gut und mit etwas mehr Anstrengung sehr gut lösbar. Daran gescheitert ist kaum jemand.

    Aus diesen beiden konträren Einschätzungen behaupte ich, solche Maßnahmen müssen innerhalb der Studiengänge spezifisch angepasst werden, und nicht pauschal. Das macht eine gemeinsame Diskussion natürlich schwierig.

  4. Wenn dann zum Vollzeitjob Studium noch diverse andere Jobs zur Studiumfinanzierung kommen,
    muss nicht unbedingt die Motivation steigen. Auch Politik ist da wohl kaum mehr ein Thema.

    Viele begreifen die Zeit des Studierens vielleicht noch als Zeit des sich auslebens,
    das bekommt man zumindest noch von älteren Generationen mit auf den Weg gegeben,
    bis sie merken dass es nur mit Einsatz der gesamten Zeit zum Erfolg führt.

    Informationen über das Studium und wie man am sinnvollsten dabei vorgeht ist sicherlich am Anfang des Studiums eines der wichtigsten Faktoren um nicht gleich nach dem Start die Motivation zu verlieren…
    Denn schlechte Noten tragen nicht unbedingt zur Motivationssteigerung bei! 😉

    Wie diese Informationen gebündelt werden können und für alle in einem Überschaubaren Zeitraum zur Verfügung gestellt werden können bedarf sicherlich noch einiger Diskussionen,
    die hoffentlich zum Ziel führen.
    Wenn man jedenfalls schon mal weiß wo man hinwill, würde ich das als ersten Erfolgsschritt verbuchen. 🙂

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