vorweihnachtliche Sitzung des Senates

In der Woche vor Weihnachten hat der Senat noch einmal getagt, und es gabe einige wichtige Punkte. Ein Großteil der Sitzung war im Wortsinn ein „Ausnahmezustand“, und damit meine ich nicht die fast durchgängige Begleitung durch Weihnachtslieder von den Buden auf dem Schlossplatz 🙂
Das Ganze bezieht sich vielmehr auf die Berufung von neuen Professorinnen und Professoren, die der Senat mit dem neuen Hochschulgesetzt zwar nicht mehr genehmigen muss, aber eine Empfehlung dazu abgibt.

Der wichtigste Punkt für uns Studierendenvertreter war eine kritische Berufungsliste, bei der der Student in der Berufungskomission den vorgeschlagenen Kandidaten ausdrücklich ablehnte, da er in der Lehre allen anderen unterlegen war, und nur aufgrund seiner Forschungsleistung auf den ersten Platz gekommen ist. Wir haben die Bedenken auch dem Senat vorgetragen, der sich nach einiger Diskussion dann auch gegen den Berufungsvorschlag ausgesprochen hat. Die endgültige Entscheidung trifft jetzt die Hochschulleitung, aber auch sie hat angekündigt die Einwände ernst zu nehmen.
Die Arbeit der Studierenden in den Komissionen ist also nicht umsonst, wir können gemeinsam etwas erreichen, wenn wir unsere Einwände sachlich und konstruktiv vorbringen, auch wenn wir
nur eine Stimme unter vielen haben!

Ein weiteres Problem das sich in der Sitzung gezeigt hat, ist auf einer sehr grundlegenden Ebene in der Wissenschaftspolitik verankert. Bei der Neubesetzung von Professuren soll es eine möglichst objektive Auswahl von guten Wissenschaftlern und Lehrenden geben. Deswegen sind Berufungen von Personen, die schon vorher an der Universität waren, unerwünscht, da hier die Gefahr besteht dass man eine Stelle nur aus Gefälligkeit bekommt, auch wenn es geeignetere Kandidatinnen oder Kandidaten gäbe. Dies ist sicher richtig, aber leider gibt es in diesem System wenig Aufstiegsmöglichkeiten, die Stellen im akademischen Mittelbau wurden in der Vergangenheit zusammengekürzt, es gibt keine Tenure-Track Stellen (sozusagen eine probeweise Anstellung auf Zeit mit der Option auf eine Stelle auf Lebenszeit wenn man sich bewährt hat) und die neu geschaffenen Juniorprofessuren sind in der jetzigen Form und Situation eher akademische Sackgassen. Als Nachwuchswissenschatler hat man nach einigen Teilzeitstellen entweder den Sprung auf eine Lebenszeitprofessur geschafft oder man endet als überqualifizierter und unvermittelbarer Arbeitsloser, weil es eben fast keine Stellen im Mittelbau mehr gibt.

Um nun auf die Senatssitzung zurückzukommen: In den meisten Bereichen funktioniert das sehr gut, und die Berufungslisten sind bunt gemischt, auch mit internationalen Bewerberinnen und Bewerbern. Aber es ist auffallend häufig, dass aus der Medizinischen Fakultät oft die sogenannten „Hausberufungen“ auf dem Tisch liegen, manchmal auch dadurch geschönt, dass der Bewerber nach Studium, Promotion und Assistenzarztzeit in Erlangen einen einjährigen Auslandsaufanthalt absolviert hat, um sich dann wieder auf eine lebenslange Stelle in Erlangen zu bewerben. Überspitzt gesagt habe ich in beinahe jeder Sitzung seit letztem Jahr einen solchen Fall erlebt, da frage ich mich schon ob die Erlanger Medizin nur aus Ausnahmetalenten besteht 😉

Wie ich oben geschildert habe, halte ich eine offene Diskussion des jetzigen Systems für notwendig, aber nicht dieses undurchsichtige Spiel. Wenn es Probleme gibt sollten sie auch offen angesprochen werden und nicht falsch hintenrum umgangen werden. Das betrifft mich auch persönlich, da ich im Anschluss an mein Studium und meine Zeit als Studierendenvertreter direkt davon betroffen sein werde auf meiner weiteren akademischen Laufbahn. Vieleich werde ich in dann der nicht allzu fernen Zukunft als Mitarbeitervertreter darum streiten 😉