Werkstattgespräch an der WiSo

Die Tagung der Studierendenvertretungen, Hochschulleitungen und des Ministeriums am vergangenen Freitag den 18.07. in Nürnberg stand unter der Überschrift „Qualität in der Lehre“. An der WiSo diskutierten die Anwesenden über die Qualität in der Lehre an den Hochschulen. In der öffentlichen Wahrnehmung und der Wertigkeit an den Hochschulen standen in der letzten Zeit vor Allem die Exzellenz- und Elite-Initiativen ganz oben, die fast ausschließlich forschungsgeprägt sind, obwohl die Aufgaben der Hochschulen Forschung UND Lehre umfassen.

Nach einigen Eingangsreden gabe es drei Impulsreferate, von denen eines ich gehalten habe und die Thematik aus der Sicht der Studierenden und der Studierendenvertretungen ansprach. Die Lehre ist zentraler Bestandteil der Universitäten, das ist wichtig zu betonen, aber die Forschung im gleichen Maß. Schrögel: „Wir stehen zum Humboldtschen Bildungsideal – zur Einheit von Forschung und Lehre. Wir meinen damit aber eine Einheit gleichberechtigter Partnerinnen – die Lehre und die Forschung müssen sich auf Augenhöhe begegnen, nur dann kann von exzellenten Hochschulen die Rede sein.“
Anschließend wurde das Evaluationskonzept des LAK-Arbeitskreises kurz vorgestellt, dass umfassend alle Ebenen und Perspektiven auflistet. Eine komplette Umsetzung des Konzeptes wäre mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden, aber es war ein Anliegen des Arbeitskreises dies als Sammlung zu erstellen um anschließend eine Ausgestaltung zu diskutieren.
Der internationale Vertreter im deutschen Akkreditierungsrat, Herr Dr. Stephan Bieri, war ganz anderer Meinung. Er forderte grob umrissen, die Hochschulen komplett sich selbst zu überlassen, keine Forschungs oder Lehrförderung und keine Evaluation. Prinzipiell mag das ein ideales Bild sein, aber die augenblickliche Situation an den Hochschulen macht aus Sicht der LAK ein Handeln notwendig. Eine Aussage von Herrn Bieri bringt das eigentliche Problem auf den Punkt: „Qualitätsdiskussionen gibt es dort, wo Geld fehlt.“
Anschließend stellte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Herr Prof. Dr. Peter Strohschneider stellte die eben erschienen Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Qualitätsverbesserung in der Lehre vor. Neben dem bereits geforderten Metalitätswandel zu einer Gleichberechtigung von Forschung und Lehre ist eine Kernaussage des Berichts, dass die Hochschullehre stark unterfinanziert ist. Um die gewünschte Exzellenz auch hier zu erreichen, sind nach den Empfehlungen zusätzliche Mittel in Höhe von ca. einer Milliarde Euro erforderlich.

Am Nachmittag fanden fünf Podiumsdiskussionen statt, in denen die einzelnen Aspekte ausführlicher diskutiert werden konnten. Im Forum „Übergang Schule – Hochschule“ wurde vor allem über Eignungsfeststellungsverfahren diskutiert. Eine bessere Beratung und Hilfe bei der Studienwahl ist auch aus Sicht der LAK wichtig, um die Anzahl der Studienabbrecher zu senken, aber die Entwertung des Abiturs, die Unsicherheit und der Zwang zur Bewerbung an mehreren Universitäten verbunden mit der weiteren Prüfung die dann noch zwischen Abitur und der Grundlagen- und Orientierunsgprüfung im Bachelorstudium eingeschoben wird, machen Eignungsfeststellungsprüfungen zu keinem adäquaten Mittel.
Weitere Forenthemen waren „Didaktik und Lehrqualität“, „Übergang Hochschule – Beruf“, „Studienganggestaltung“ und „Ausstattung und Umfeldgestaltung“. Der zentrale Punkt zur Austattung waren die Studiengebühren, da gerade in Bibliotheken und Rechenzentren viel daraus investiert wurde. Die Maßnahmen stellen sicherlich eine Verbesserung der Lehre dar, aber wenn man vom unterfinanzierten Bezugspunkt ausgeht wird klar dass hier die grundsätzliche Ausstattung der Hochschulen von staatlicher Seite nicht gewährleistet ist.

Zusammefassend kann man für die Studierendenvertertungen folgende Punkte aufführen:

  • Forschung und Lehre müssen gleichberechtigt sein, dazu muss die Lehre auf den Stand der Forschung gebracht werden (insbesondere finanziell).
  • Studiengebühren haben mit dieser grundsätzlichen Finanzierung nichts zu tun.
  • In den Hochschulen muss ein Mentalitätswechsel stattfinden, so dass die Lehre auch im Denken gleichberechtigt anerkannt wird.
  • Evaluation ist sinnvoll und notwendig, darf aber nicht bürokratisiert werden und ausarten.
  • Die Evaluation muss auf mit Sinn und Verstand erfolgen, da eine automatisierte Quantifizierung ohne eine fachkundige Betrachtung aussagelos ist.
  • Die Evaluation muss weiterhin transparent durchgeführt werden und muss Konsequenzen haben. Diese müssen gemeinsam mit allen beteiligten Gruppen erarbeitet werden.


Wir hoffen dass das Werkstattgespräch den Startpunkt für eine weitere Beschäftigung mit der Problematik gesetzt hat und hoffen auf eine positive folgende Entwicklung.

Die Ergebnisse des Wissenschaftsrates sind hier zu finden:
http://www.wissenschaftsrat.de/presse/pm_1408.html

Die Informationen des Staatsministeriums zum Werkstattgespräch:
http://www.stmwfk.bayern.de/presse/meldung.asp?NewsID=1113

Das Konzept des „Arbeitskreises Evaluation“ der LAK, Neuauflage als Broschüre 2008:
Rahmenkonzept Evaluation

Meine Rede:
Qualität in der Lehre – Qualität im Studium!

3 Antworten auf „Werkstattgespräch an der WiSo“

  1. Aus der Pressemitteilung des Wissenschaftsrats:
    „Bei intensivem Wettbewerb um Drittmittel in der Forschung ist in letzter Zeit das Bewusstsein für die Bedeutung der Lehre gewachsen“ – Aha, wers glaubt. Dieser Satz ist doch ein Widerspruch in sich selbst…

  2. Nunja, wer in der Lehre schludert wird mittel-/langfristig große Probleme beim geeigneten Nachwuchs haben und ohne gute Diplom/Masterarbeiter und darauf aufbauend Doktoranden wird es schwer die Forschung beizubehalten. Von daher halte ich die These gar nicht mal für so abwegig. Ob das allerdings überall angekommen ist, ist die andere Frage.

  3. @Bruno: Ich würde mal sagen, man kann die These – zumindest an der Techfak – mit der Praxis widerlegen. Sicher gibt es Lehrstühle. wo nicht nur die Lehre, sondern auch die Stimmung am Lehrstuhl schlecht ist. Aber es gibt auch Lehrstühle, wo nur die Lehre schlecht ist. Des weiteren gibt es ausreichend Fächer wo die Leute für jede Doktorantenstelle dankbar sind…..

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