Zwischen Coloursex und Spektralanalyse – wenn Kunst, Kalkül und Wissenschaft aufeinandertreffen

Der Fördervereins des Leonardo Kollegs und das Leonardo Kolleg laden ein zu einem Vortrag, der das Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft beleuchtet:

Tim Otto Roth: „Zwischen Coloursex und Spektralanalyse – wenn Kunst, Kalkül und Wissenschaft aufeinandertreffen“

Montag, 18. Juni 2012
18:00 Uhr c.t. – Aula des Erlanger Schloßes

Tim Otto Roth reflektiert in seinem Vortrag zwei völlig unterschiedliche Ansätze, sich als Künstler und Theoretiker mit dem Phänomen Farbe im Grenzgebiet zwischen Kunst und Wissenschaft auseinanderzusetzen. Er zeigt anhand einer kinetischen Installation aus farbigen Discofarbdrehscheiben, wie sich die von Paul Klee in seiner “Kunst-Lehre” entwickelte Farbinteraktionen mittels des mathematischen Modells des zellulären Automaten dynamisch erweitern lässt.

Neben dieser Annäherung an das Phänomen Farbe mittels des Kalküls beleuchtet Tim Otto Roth auch physikalische Aspekte von Farbe anhand von Entdeckungen in der Astronomie. So hat die Erfindung des Teleskops den Sternenhimmel uns nicht nur näher gebracht sondern ihn auch farbiger gemacht. Als Zäsur interessiert Tim Otto Roth insbesondere die Entdeckung der Spektrallinien im aufgefächerten Sonnenlicht vor 200 Jahren durch den Optiker Joseph Fraunhofer, die anfangs der Astronomie große Rätsel aufgab.


Installation „from the distant past“ von Tim Otto Roth am Palazzo Loredan, Venedig im Jahr 20101

Die Entdeckung der Spektralanalyse, die später zur Gründung der neuen Disziplin der Astrophysik führen sollte, steht in Opposition zu Goethes Ansatz, der in seiner rein physiologisch orientierten “Farbenlehre” heftig gegen Newtons Spektralexperimente polemisierte.

In diesem Gegensatz formuliert sich paradigmatisch ein bis heute existierendes Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Wissenschaft, das Tim Otto Roth mit seinen Arbeiten reflektiert und aufzulösen versucht.

Im Anschluss an den Vortrag soll in einer Fragerunde die Rolle beleuchtet werden, die Kunst in der heutigen Wissenschaft spielt und spielen soll. Als Beispiel hat das CERN seit 2010 eine Arts Policy, und finanziert auch ein Artist Residency Programm1. Benötigen alle wissenschaftlichen Einrichtungen eine Kunst Strategie? Sollten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler generell mit Künstlerinnen und Künstlern zusammenarbeiten?