Die Studiengebühren sind mal wieder in aller Munde. Alle relevanten Medien – SZ, Spiegel, taz und Stern, um nur einige zu nennen – berichten gerade über eine mögliche zügige Abschaffung, den Nürnberger Nachrichten war es fast die ganze zweite Seite wert.
Auslöser war das Urteil des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs zum Volksbegehren für die Abschaffung der Studiengebühren von Montag, das bei der Regierung anscheinend zum Überdenken der eigenen Meinung angeregt hat (oder zumindest eine gesichtswahrende Abkehr der unpopulären Position ermöglichen soll).
Dabei hatte die FAU doch alle Vorgaben vom Ministerium brav erfüllt:
Keine der angesammelten Restmittel aus Studiengebühren sind mehr verfügbar. Alles ausgegeben – vergessen sind die Zeiten, als Wissenschaftsminister Heubisch
noch den Präsidenten der Hochschulen drohen musste, um einen “Abfluss der angesparten Reste” zu erreichen.
Im Gegenteil: es wurden sogar 2 Millionen Euro zuviel zur “Verbesserung der Studienbedingungen” verwendet, wie die Printausgabe der SZ letzte Woche von unserer Universität zu berichten wusste. Keine andere Uni war besser!
Offensichtlich wird das Geld (zumindest in Erlangen) ja dringend benötigt, weshalb auch der RCDS zur Zeit verzweifelt für die Beibehaltung der Studiengebühren kämpft.
Allerdings – wenn ausnahmsweise mal nicht für die Wartung von Beamern – wofür wurden die Gelder denn dann ausgegeben?
Das gängige Verfahren erlaubt allen Mitglieder der Universität nach Belieben Anträge zu stellen, die dann von einem Gremium, in welchem die Studenten paritätisch beteiligt sind, bearbeitet werden (empfehlend für die Unileitung versteht sich).
Die Antragsteller waren auch dieses Jahr wieder sehr kreativ. Die Schließfächer mit luxuriöser Acrylglastür an der TNZB (der Bib am Südgelände) für 65.302 Euro haben die Mitglieder des Zentralen Gremiums zur Verwendung der Studiengebühren allerdings nicht vollends überzeugen können…
Mehr Erfolg hatte jedoch der Antrag zum “Ersatz der Chaos-Möbel durch ordentliches Mobiliar” – 30 Tische mit Stühlen für 30.000 Euro. Diese “vernünftige[n], stabile[n] und ansprechende[n] Tische” sollten nach Meinung des Bittstellers die zwei Semester zuvor auf ominösen Weise erschienenen Gruppenarbeitsplätze im Mensa-Hörsaal-Gebäude an der Technischen Fakultät ersetzen und den Studenten durch die ansprechendere Optik zu neue Höchstleistungen motivieren. Bedenken der studentischen Vertreter im verantwortlichen Gremium bezüglich brandschutztechnischer Komplikationen konnten erfolgreich übergangen werden. Zusätzlich wurden dem Antrag spontan 10 weitere Tische hinzugefügt – nur für den Fall, dass man damit mal einen Seminarraum renovieren will.
Mit einer ausreichend großen Portion Flexibilität konnten sogar die wenigen Minuten zuvor gemeinsam beschlossenen Leitlinien ignoriert werden: Das Verbot der Finanzierung von Grundausstattung, wie zum Beispiel “Sitzgelegenheiten und Tische in ausreichender Anzahl” findet hier offensichtlich keine Anwendung.
Und ein einmal genehmigter Antrag lässt sich durch nichts mehr aufhalten – weder durch vernichtende Kommentare in einem höheren Gremium, noch durch zwischenzeitlich vom Bauamt bestätigte Komplikationen mit der Brandschutzverordnung.
Jedem Studenten sei gesagt, dass die Gerüchte über lethargische und ultra-bürokratische Mitarbeiter unhaltbare Vorurteile sind: Sobald es um fragwürdige Bestellungen geht, welche die studentische Seite zu verhindern versucht, kann man eine Arbeitsweise beobachten, welche sogar fündig gewordene GEZ-Fahnder vor Neid erblassen lassen würde.
Nach der Lieferung wurde die Uni-typische und vollkommen intakte Ausstattung des Seminarraums K1 entfernt und durch die komplett aus Studiengebühren finanzierten Luxusmodelle ersetzt. Die alten Chaos-Möbel wurden selbstverständlich entsorgt.
Das dies kein Einzelfall ist, zeigen schon allein die weiteren Themen dieser Sitzung: MHB-Räume in denen sich die Studenten für 60.000 Euro an der Uni einkaufen mussten, sowie ein Antrag für eine “kleine” Baumaßnahme im Umfang von 950.000 Euro…
Aber wie wird gewährleistet, dass der große Aufschrei ausbleibt und die Medien keine unnötigen Artikel veröffentlichen?
Einfach: Der Zugriff auf die Protokolle der Sitzungen ist auf die derzeitigen Mitglieder beschränkt – eine (von studentischer Seite freilich geforderte Transparenz durch) Veröffentlichung ist verboten.
Dennoch hat dieses Thema nun trotz eines halben Jahres Verspätung die Medien erreicht.
Schuld daran ist Campusgrün, die solch vorbildliche Verschwendung an diesem Freitag mit der Verwelkten Sonnenblume würdigen wollen.
Wie sollen wir unter solchen Umständen die Studiengebühren nur halten können?
Die NN kann das ganze ebenfalls nicht mehr ernst nehmen:
Kleine Anmerkung: Wie sich gestern herausgestellt hat, wurden nun seit dieser Woche Bestrebungen in Gang gesetzt, die Tentoria vorrübergehend als Gruppenarbeitsraum zu verwenden. Der Artikel suggeriert das dies schon möglich sei, was leider nicht der Fall ist, da Themen wie Heizung und Löcher im Boden das im Moment erfolgreich verhindern. Jedoch darf nach dieser Berichterstattung davon ausgegangen werden, dass alle notwendigen Hebel gezogen werden, um dies bald zu ändern!
Alle Fortschrittsgläubigen freuen sich, daß der Generationenwechsel für EDV-Geräte immer schneller wird. Dann ist es besonders intelligent, die Bildschirmgeräte, die eigentlich für die MI-Bibliothek gedacht waren, seit letztem (2011) Oktober in einem Lagerraum verstauben zu lassen. Um so etwas kann sich der Kanzler aber nicht kümmern, weil er viel zu beschäftigt ist mit seinen “vergnüglichen” Hexenjagden, für die er (erfolgreich) telepathisch fabrizierte Gutachten bestellt, dabei noch dazu seine Zuständigkeitsgrenzen sprengend. Aber was tut nicht ein Lakai alles für seinen GRÖRAZ. Merke: R steht für Deformator.