Heute beginnen die Weihnachtstage und damit endet der Bildungskalender 2012. Über die gesamte Adventszeit haben viele verschiedene Studierende unterschiedlicher bayerischer Hochschulen auf kreative Weise das Thema Studiengebühren neu aufbereitet. Zum letzten Türchen wollen wir den gesamten Bildungskalender 2012 noch einmal Revue passieren lassen.
Nach der Kick-off-Erklärung am 1. Advent ging es los mit einem schönen Gedicht: “Advent, Advent, das Konto brennt” – Wer hatte diese Situation noch nicht, wo wir doch die allsemesterlichen 500€ irgendwie zusammenkratzen müssen? Doch wenn das Geld wenigstens vernünftig verwendet würde. Das würde die Gebühren zwar nicht sozialer machen, aber wir hätten wenigstens was davon – es gibt aber genügend Beispiele für Gebührenmissbrauch., nicht nur in Regensburg, wo das Türchen zum 4. Dezember spielt. Kurz darauf konnten wir am 5. Dezember, ein Exklusivinterview mit Wolfgang H. veröffentlichen, der sich durch cleveres Verschieben seines Studiums den Vorläufer der Studiengebühren sparte und daraufhin 22 Semester an der LMU studierte.
Währenddessen meckert Ziege Helga über Studiengebühren (6. Dezember) und auch der Nikolaus hat bei seinem Besuch bei der FDP wenig Gutes zu berichten – die FDP ist ja auch gar nicht brav gewesen dieses Jahr (7. Dezember).
Das zweite Adventswochenende begann mit einer frohen Botschaft: Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch verkündete – den Gangnam Style tanzend – “Studienbeiträge – das wird abgeschafft.” (8. Dezember). Wird auch allerhöchste Zeit, schließlich wagt es die bayerische Regierung noch immer, der Realität Widerstand zu leisten und das Ende der Gebühren möglichst lange hinauszuzögern (9. Dezember).
Schließlich haben fast alle inzwischen eingesehen wohin Studiengebühren gehören – in den Müll nämlich (10. Dezember). Auch Ministerpräsident Seehofer ist ja inzwischen in das Lager der Gebührengegner gewechselt, deshalb war der am 11. Dezember verschickte Offene Brief, in dem wir ihn fragten, ob er selbst seine Unterschrift für das Volksbegehren abgeben werde, eigentlich nur Formsache. Auf eine Antwort warten wir aber immer noch.
Zahlenspiele sind immer schön – vor allem wenn sie zeigen wie wenig Aufwand es verhältnismäßig für die Regierung wäre, die Studiengebühren aus dem Staatshaushalt zu kompensieren, verglichen z.B. mit Atomenergie-Subventionen (12. 12.12).
Anlässlich des Heubisch-Besuchs in Würzburg wurde am 13. Dezember fleißig gedichtet, während die Elite des Landes tags darauf in Nürnberg mit einem Sektfrühstück der einzigen Partei dankte, die mit Studiengebühren den gemeinen Pöbel aus den Hörsälen fernhält.
Schreibt euch das hinter die Ohren: Wenn jeder Student und jede Studentin vier weitere Personen dazu bringt zu unterschreiben, dann bekommen wir die nötige 1 Million Stimmen zusammen – überzeugt also am besten über Weihnachten Papa, Mama, Oma und Opa, gerne auch Onkel und Tanten! (15. Dezember). Dann stehen die Chancen gut dass wir gemeinsam mit Niedersachsen die Gebühren noch im Januar endgülig aus Deutschland verbannen – diese Botschaft wurde auch über die Soli-Banner-Aktion für Niedersachsen vermittelt (16. Dezember).
Auch die hohe, anspruchsvolle Kunst kommt im Bildungskalender nicht zu kurz. Für den 17. Dezember wurde extra in die Hochschule für Musik und Theater München geladen, um eine besondere musikalische Darbietung des Gebühredilemmas zu präsentieren. Doch gleichzeitig – und das zeigt die große Bandbreite – kommen auch die Jungen und Junggebliebenen auf ihre Kosten – mit einem wunderbaren Comic über Onkel Heubisch und seinen dollen Geldspeicher (19. Dezember). Zwischendrin wurde in Regensburg schon einmal das Unterschreiben auf Christbaumkugeln geübt (18. Dezember).
In der Adventszeit darf natürlich auch ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt nicht fehlen – und um in besinnliche Stimmung zu kommen, wird dabei natürlich ein schönes Weihnachtslied angestimmt, wenn auch der Text etwas an die aktuelle Situation angepasst wurde (20. Dezember). Am 21. Dezember ging die Welt zwar nicht unter, es machte sich jedoch eine Erkenntnis breit: Freie Bildung? Nicht im Freistaat! Höchste Zeit dass sich das ändert.
Kurz bevor wir uns jetzt alle in die wohlverdienten Weihnachtsfeiertage verabschieden dürfen, gibt es nochmal eine letzte Hausufgabe am 22. Dezember: Kann sich ein Studi Studiengebühren leisten, wenn der BAFöG-Höchstsatz nicht fürs alltägliche Leben ausreicht?
Und zu guter Letzt kamen am Vierten Advent noch einige Antworten auf eine Frage, die sich viele schon mal gestellt haben: Was würde ich eigentlich machen, wenn ich 1000€ mehr im Jahr hätte? So sieht man einmal um wieviel Geld es hier eigentlich geht… Für die meisten wäre der Wegfall der Gebühren eine deutliche Verbesserung Ihrer Situation – und damit auch Ihrer Studienbedingungen…
Somit bleibt uns nur allen treuen Bildungskalender-Fans ein schönes und erholsames Weihnachtsfest zu wünschen. Entspannt euch gut und geht gestärkt ins neue Jahr. Denn von 17. bis 30. Januar wirds ernst, dann brauchen wir jeden und jede von euch! Auf Wiedersehen.
Die Landes-ASten-Konferenz übermittelt hier noch ihre Weihnachtsgrüße:
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
heute am Heiligen Abend endet der Adventskalender der bayerischen Studierendenvertretungen. Jeden Tag wurde von einer anderen Hochschule ein Türchen geöffnet, um auf lustige oder nachdenkliche Weise das zu thematisieren, was uns seit sechs Jahren beschäftigt: Die unsozialen Studiengebühren. Doch nun haben wir es selbst in der Hand, über deren Zukunft abzustimmen. Vom 17. bis 30. Januar 2013 sind alle bayerischen Wahlberechtigten dazu aufgerufen, das Volksbegehren mit ihrer Stimme zu unterstützen. In beinahe jeder Stadt und jedem Landkreis haben sich Bündnisse aus Parteien, Gewerkschaften, kirchlichen und sonstigen Organisationen und uns Studierendenvertretungen gegründet, um lokal auf den Erfolg des Volksbegehrens hinzuarbeiten.
Studiengebühren bleiben unsozial und halten besonders Kinder aus nichtakademischen Familien vom Studium ab. Bildung ist eines der höchsten gesellschaftlichen Güter und muss allen frei zugänglich sein. Gute Bildung für alle sicher zu stellen ist Kernaufgabe des Staates, weshalb wir nicht nur die Abschaffung der Studiengebühren fordern, sondern auch deren volle Kompensation aus Haushaltsmitteln.
Es ist nicht zu akzeptieren, auf kluge Köpfe ohne dicken Geldbeutel zu verzichten. Deshalb bestehen wir wiederholt auf den Verzicht von Bildungsgebühren jeder Art.
Besonders uns Studierendenvertreterinnen und -vertreter wird das politische Hin und Her der letzten zwei Monate um die Studiengebühr kein entspanntes Weihnachten schenken, da mit jeder verstrichenen Minute das Volksbegehren näher rückt. Wir alle sind uns bewusst, dass knapp eine Million Stimmen zwar nicht einfach zu erreichen sind. Die bereits hervorragende Vernetzungs- und Organisationsaktivitäten in ganz Bayern lassen jedoch keinerlei Zweifel aufkommen, dass wir diese Hürde nicht nehmen werden.
Wir wünschen Euch und Ihnen besinnliche und erholsame Weihnachtsfeiertage!
Franziska Traube und Stefan Erhardt
SprecherInnen der Landes-ASten-Konferenz Bayern, dem Zusammenschluss aller bayerischen Studierendenvertretungen
In Niedersachsen waren Langzeitstudiengebühren schon vor den allgemeinen Studiengebühren eingeführt. Zahlen muss jeder Student, der die Regelstudienzeit um vier oder mehr Semester überschreitet, und zwar 600 € bis 800 € je nach Gesamtzahl von Hochschulsemestern.