Die dramatischen Veränderungen der Lebens- und Studienbedingungen der Studierenden in den letzten Jahren veranlasste die LandesAstenKonferenz Bayern (LAK) eine Plakatkampagne zu starten. Dabei soll die soziale Situation vieler Studentinnen und Studenten dargestellt werden. Ab dem 1. September 2008 werden die Motive in vielen bayerischen Städten zu sehen sein.
Die Aktion geht auf die Initiative der Studierendenvertretung der Ludwig-Maximilians-Universität München zurück, die im Juli die Plakate in den Münchner U-Bahnhöfen ausgehängt hat. „Die Plakate haben zu viel positiver Resonanz geführt, insbesondere bei jungen Leuten, die die Situation nur zu gut kennen“, berichtet Ilona Schwiermann von der Studierendenvertretung der Universität München. Daher wurde beschlossen, die Aktion zusammen mit den anderen Studierendenvertretungen auch in den anderen Städten Bayerns durchzuführen.
Das Motiv „Studentenluxus“ verdeutlicht die Wohnsituation vieler Studierender. Über eine Wohnung, wie sie die meisten Menschen kennen, verfügen nur die allerwenigsten. Auf wenigen Quadratmetern, die oft zu überteuerten Preisen gemietet werden müssen, spielt sich das gesamte Leben ab. Aufgrund fehlender Alternativen sind aber viele Studierende gezwungen, die Situation so hinzunehmen. Diese Tatsache wird oft jedoch allenfalls am Rande zur Kenntnis genommen. Stattdessen dominieren bei Vielen immer noch romantische Vorstellungen über das vermeintlich „bequeme Studentenleben“.
Das Plakat „Bezahlen und Studieren – Nebenjob Student“ weist auf die schwierige Studienfinanzierung hin, insbesondere bei Studierenden mit sozial schwächerer Herkunft. Zusätzlich zu den gestiegenen Lebenshaltungskosten müssen die in Bayern erhobenen Verwaltungsgebühren und Studienbeiträge aufgebracht werden. Dabei ist es für den einzelnen Studenten unerheblich, ob es sich um einen Beitrag oder eine Gebühr handelt, die Summe fehlt im Geldbeutel. Studierende, die finanziell nicht ausreichend von ihren Eltern unterstützt werden können und die sich nicht schon vor Beginn ihrer Berufslaufbahn verschulden wollen, müssen oft mehrere Jobs annehmen um das Geld aufzubringen. Gleichzeitig aber fordert die Umstellung des Studiums auf das modularisierte Bachelor/Master System mit starren Stundenplänen und einem kontinuierlichem Prüfungsdruck einen hohen Zeitaufwand für das Studium selbst. „Angesichts dieses Widerspruch sind gute Studienleistungen oft kaum zu erreichen und der Blick über den Tellerrand des eigenen Fachs oder gar ehrenamtliches Engagement wird fast unmöglich“, so Philipp Schrögel, Mitglied des Sekretariats der LAK-Bayern.
„Die Öffentlichkeit soll auf die soziale Realität, wie sie sich im Leben eines Studierenden darstellt, aufmerksam gemacht werden,“ fasst Ilona Schwiermann das Hauptziel der Kampagne zusammen. Dieses Themenfeld ist im Vorfeld der Landtagswahlen in den Blickpunkt der bayerischen Parteien geraten: „Bildungspolitik ist Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts“, so heißt es in der CSU, die SPD fordert „Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen“.
Wir als LAK Bayern hoffen, dass dieses Bewusstsein auch nach den Wahlen anhält. Wir fordern, bei der Bildungs- und Hochschulpolitik die Studierenden nicht aus den Augen zu verlieren. Sie sind nicht nur Chancenträger der Zukunft sondern gleichermaßen Risikoträger der Gegenwart. In Bayern muss ein sozial gerechtes Studium ohne Studiengebühren möglich sein, das es allen bayerischen Studierenden ermöglicht, an den Hochschulen Spitzenleistungen zu erbringen und die Zukunft Bayerns erfolgreich mitzugestalten.
Auf der Homepage der LAK sind die beiden Plakatmotive als pdf zum Download zu finden.