Unter diesem Titel fand am 13.7. im Audimax Erlangen eine Diskussion rund um das Thema Bolognaprozess und die Chancen von Bachelorabsolventen auf dem Arbeitsmarkt statt. Im 13-köpfigen Podium saßen potentielle Arbeitgeber, Kanzler Schöck und EINE Studentin. Bereits die ersten Antworten auf die Einstiegsfrage von Moderatorin Prof. Dr. Stein-Kecks (Dekanin der Philosophischen Fakultät) führten zu entsetzten Gesichtern im Publikum…
Zu Beginn wollte Frau Stein-Kecks natürlich von den Anwesenden wissen, ob sie schon Erfahrungen mit den neunen Absolventen gemacht haben und, ob sie bereit wären Bachelorabsolventen einzustellen. Ingrid Kurz-Eckardt der Agentur für Arbeit (Zuständigkeitsbereich akademische Berufe) stellte fest, dass sie noch immer kaum von Erfahrungen mit BA-Absolventen berichten kann. Andere statements waren konkreter: „de facto reicht der Bachelor nur in Ausnahmefällen“, so Martin Wagner vom bayrischen Rundfunk. „Der Universitätsabschluss ist für mich noch immer der Master“ fügte Dr. Dieter Rossmeissl (Kulturreferent Erlangen) hinzu. Das Ganze auf die Spitze trieb Prof. Dr. Ulrich Großmann, Generaldirektor des germanischen Nationalmuseums in Nbg, der sich die Frage ob Bachelor oder Master gar nicht stellt, denn „wir brauchen die Promotion“.
Mut machen wollte hingegen die Leiterin des Amts für Kultur in Erlangen, welche von der Leidenschaft für das eigne Fach sprach. Wer wirklich für etwas brennt, würde dieses Ziel auch erreichen. Ebenfalls weniger pessimistisch war Dr. Michael Seyd (Director of corporate development, Datev eG) der großes Augenmerk auf die persönlichen Kompetenzen von Bewerbern legt und nach der „Fähigkeit des Querdenkens“ sucht. Auch den Geisteswissenschaftlern rechnet er Chancen bei Datev aus, wenn diese den Einstieg in die Wirtschaft nicht als Notlösung sehen und sich mit den Interessen eines ökonomisch geführten Unternehmens anfreunden können. Insgesamt schienen die beschriebenen Alternativen im Bereich der mittleren Qualifikation (wie dem Service) allerdings nicht sehr attraktiv.
Die persönlichen Kompetenzen fanden während des Abends großen Zuspruch. Bachelor, die während ihres Studiums bestimmte Schlüsselqualifikationen erlernen, haben dann auch auf dem Arbeitsmarkt eine Chance. Ingrid Kurz-Eckardt von der Agentur für Arbeit Nürnberg erläuterte, dass die Auswahl von Bewerbern auch immer auf deren Praxiserfahrung und Auslandsaufenthalte beruht und Eigenverantwortlichkeit gefragt ist. Sie hält deshalb ein Urlaubssemester und das Absolvieren von verschiedenen Praktika für äußerst sinnvoll.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Macht Praktika, seid Werksstudent, engagiert euch ehrenamtlich und schafft einen sehr guten Abschluss in der Regelstudienzeit, dann wird’s vielleicht auch etwas mit dem Arbeitsplatz. Wie genau man das alles neben der extremen Arbeitsbelastung im Bachelorstudium schaffen soll, wurde mir allerdings nicht erklärt…
Man darf natürlich auch nicht vergessen, wie sich die Studentin auf dem Podium geäußert hat: Aus ihrem Munde klang die Kritik am BA-Prozess und auch an der Qualität ihrer Ausbildung und ihres Wissensstandes nach ihrem BA-Abschluss deutlich weniger scharf, als das der ein oder andere vielleicht gerne gehört hat.
Sie reklamierte für sich, dass sie weiterhin querdenken lerne und sich gut aufgehoben fühlte.
Ich persönlich fand es zwar auch etwas überraschend. Enttäuscht war ich aber davon, dass der Studentin von studentischer Seite (!) entgegengehalten wurde, sie wisse nicht, was querdenken ist, wenn sie der Auffassung wäre, als BA-Studentin wäre querdenken möglich…
Außerdem sollte man vielleicht nicht vergessen, dass auch ermutigende Worte vom Podium ausgingen: Man muss auch selbstbewusst auftreten, wenn man etwas erreichen will. Und Begeisterung für eine Sache hat noch nie geschadet. Ich fand es wichtig, dass diese Einschätzung auch von einigen Studierenden in ihren Wortbeiträgen aus dem Publikum geteilt wurde.
Meiner Ansicht nach sollte man nicht immer versuchen die BA-Absolventen schlecht zu reden oder (sofern man selber BA studiert) sich nicht schlechter machen, als man ist.
LEUTE: ihr seid tatsächlich gut ausgebildet. Macht doch auch was draus.
Artikel wie dieser hier verbreiten natürlich wenig Optimismus. Aber vielleicht ist das ja auch gerade die Zielsetzung. Ich habe aus der Veranstaltung jedenfalls viele positive Impulse mitgenommen.
Allora, es ist nicht mein Ziel Pessimismus zu verbreiten. Habe auch nie behauptet, dass BA-Absolventen nicht trotzdem gut auf die Arbeitswelt vorbereitet sein können. Allerdings weniger durch das tolle Studium als durch den Versuch gegen das Ausweniglernen anzukämpfen und für das eigenständige Denken einzutreten. Trotzdem denke ich, dass 6 Semester zu kurz sind, um das Gelernte kritisch zu reflektieren und die Zusammenhänge zu durchschauen. Damit fange zumindest ich erst jetzt richtig an. Deshalb sollte die Entscheidung Master ja oder nein jede/r für sich treffen können und alle die Chance auf einen Master haben, um nicht an dieser Stelle unterbrochen zu werden. All das ändert außerdem nichts an den überwiegend negativen Äußerungen zu BA-Absolventen – die ermutigenden Aussagen hab‘ ich ebenfalls zitiert…
Ich war auch dort und stimme Julia zu! Ich möchte den Bachelor als Abschluss nicht schlecht reden (studier ja immerhin selbst auf Bachelor). Vor allem ging die Kritik doch nicht darum, dass Bachelor grundsätzlich schlecht ist – das ist ja nur der Name – sondern, dass fast alles, was an diesem Abend als relevant für die Berufschancen genannt wurde, nichts ist, was man im Bachelor selbst erlernt. Natürlich sind zahlreiche Praxiserfahrungen, Auslandsaufenthalt/Sprache lernen, sich ehrenamtlich engagieren usw. Dinge, die man auch ohne Druck gerne machen kann, aber die Frage, die gestellt wurde, war ja: Geht das überhaupt noch so wie fast alle Bachelorstudiengänge derzeit konzipiert sind? Bzw. zu welchen Kosten geht das noch?
Es gibt auch Querdenker und Personen die gut im Team arbeiten können- auch zwei Punkte die als positiv genannt wurden – ohne, dass das Studium dazu anleitet – das ist doch normal. Die sinnvollere Frage in diesem Zusammenhang ist für mich daher: Trägt das Studium dazu bei?
Also: Entweder Studium flexibisieren, damit man sich wichtige Kompetenzen auch neben dem Studium aneignen kann ODER die Bachelorstudiengänge so überarbeiten, dass Kompetenzen wie Teamarbeit, Querdenken, Reflektieren teil des Studiums werden. Auswendig lernen ist es ja schließlich auch…
Der Bachelor ist in den Ingenieursstudiengängen kein Abschluss. Der Master ist Pflicht.
Wenn wirklich nichts, was im Bachelor gelehrt wird, relevant fuer die Berufschancen ist, dann ist nicht unbedingt alleine der Bachelor schuld. Dann studiert ihr das falsche…
Wenn die Diskussion eines zeigt, dann doch eher die Nutzlosigkeit der Geisteswissenschaften in der Wirtschaft.
@Julia: A sich ein ausgewogener, brauchbarer Artikel. Aber zum Schluß konntest du dir mal wieder die Hetzjagd auf den Bachelor nicht verkneifen, wie?
Wo soll in diesem Studium bitte eine extreme Arbeitsbelastung sein? Da ist nichts, was nicht gut machbar wäre, und das haben die ersten Absolventenjahrgänge durchaus gezeigt – den es waren nicht nur lauter Wunderkinder, die in Regelstudienzeit und meist mit guten bis sehr guten Abschlüßen fertig waren. Und gerade du scheinst ja ziemlich unterausgelastet zu sein, deiner Präsenz in der FSI und anderen Hochschulämtern nach zu urteilen. Geht es dir also tatsächlich darum, dass der Bachelor ja ach so schwer und umfangreich sein soll (wobei ich mich auch frage, inwiefern du als höchstens viertelgeisteswissenschaftlerin das Pensum der geisteswissenschaftlichen BA-Studiengänge beurteilen
kannst), oder geht es dir vielmehr darum, durch diese gezielten Stiche den Begriff des Bachelors in der Wahrnehmung des Lesers weiter zu diskreditieren?
@Christian: Diese Kompetenzen kann die Uni einem nicht beibringen. Selbst wenn du alle fachlichen Veranstaltungen streichen würdest und nur noch SQ predigen würdest – das bringt nichts (und dafür ist die Uni auch nicht primär da). Man kann durch ein paar Seminare aus einem schelchten Redner keinen guten machen. Wer mit anderen Menschen schlecht zurechtkommt und z.B. in Gruppenarbeiten immer eine Belastung für die Gruppen darstellt, wird sich kaum bessern, nur weil er ein Seminar dazu besucht. Gewisse Sachen kann man lernen, wie die Nutzung von Medien bei Vorträgen oder seine Gestik beim Reden zu kontrollieren etc. – aber was wirklich zählt, ist der Mentalitätswandel, und der läßt sich nicht in ECTS bemessen.
Die Uni kann durchaus dazu beitragen, was aber gerade in den klassischen Geisteswissenschaften schwierig ist. Aber es gibt durchaus Dozenten, die einem nach einem referat Tipps geben, was die Haltung, die Stimmlage, die Gestik etc. angeht – nur sind es höchst seltene Ausnahmefälle, da die wenigsten Dozenten dazu ausgebildet sind bzw. es selbst im Blut haben.
Die Alternative wären professionelle Trainer für alle – aber die wird man kaum aus Studiengebühren zahlen können (auch wenn die Frauenbeauftragten da doch einiges anbieten, und auch das CareerCenter sowohl der Uni als auch der WISO inzwischen hr Angebot erhöht haben)
Julia ist unausgelastet? Dumme Unterstellung, nehme ich an. Lern du mal die Meine-Kommilitonen-sind-keine-Penner-Mentalität auswendig. Mehr Infos geben dir viele nette Menschen z.B. dienstags im Kannapee, mittwochs in der Haagstraße, donnerstags im Alex…